Guido Müller erhält Ehrung in Griechenland
Es ist eine dieser schönen Geschichten, die das Leben so schreibt.
Guido Müller (Links im Bild) fand seine Freude an der Leichtathletik schon im Kindesalter. Schnell führten ihn seine Erfolge mehrmals auf das Siegertreppchen und 1961 sogar nach Athen. Auf Einladung des DLV nahm der damals 22-jährige an einem internationalem Sportfest teil, das im historischen Panathinaikon Stadion ausgetragen wurde.
Fast 50 Jahre später ist Guido Müller der weltbeste Leichtathlet seiner Altersklasse und der Weg führte ihn im Januar 2010 erneut nach Athen. Genau über dem alten Olympiastadion, in den Räumen des griechischen Leichtathletikverbandes wurde Müller dort für seine großartige Erfolgsbilanz der letzten Jahre mit der Statue der Siegeskönigin Nike durch den Europäischen Seniorenverband (EVAA, steht für European Veterans Athletic Association) geehrt.
“Er ist als Ausnahmesportler das Aushängeschild, ja weltweit der beste Leichtathletik Repräsentant Deutschlands,” waren aus dem Mund von Dieter Masin spontan im Gespräch mit uns zu hören. Als Vorsitzender des EVAA verriet er uns noch, dass Müller 1964 nur ganz knapp die Olympiaqualifikation in 400 m Hürden verpasste. “Für 4 Sportler war auf dem Flieger nach Tokyo noch Platz, doch Guido wurde leider “nur” Fünfter,” so Masin weiter.
Mit Griechen und Griechenland hatte Guido Müller bereits als heranwachsender erste Erfahrungen machen können. Als nach dem Tod seines Vaters im heimischen Kornwestheim, bekannt als Heimat des Schuhgiganten Salamander, seine Mutter nämlich ende der 50er Jahre 2 junge Schwestern als Gastarbeiterinnen im Haus aufnahm. Die Griechinnen konnten dort frei wohnen, halfen der Mutter im Haushalt und verständigten sich mit Zeichensprache. Erst nach und nach lernte Müller durch die beiden die griechische Kultur kennen und schätzen. Sie schleppten ihn zu einigen griechischen Abenden und weitere Veranstaltungen mit und er erfreute sich daran soviel Neues zu erfahren. Eine der Schwestern, Olga Theodoridou, wohnt wohl immer noch in Kornwestheim, allerdings hat sich der Kontakt im Laufe der Zeit leider verloren. Die andere Schwester ist zwischenzeitlich wieder nach Griechenland gezogen.
Nur wenige Monate vor der Ehrung in Athen, wurde G.Müller bereits von der International Association of Athletics Federations (IAAF) nach 2004 bereits zum 2. mal als weltbester Leichtathlet seiner Klasse geehrt.
Wir fragten ihn, woher diese Motivation im Alter und woher dieser Antrieb?
“Auch im hohen Alter sollte man ein Ziel haben. Und Erfolge motivieren immer, egal ob man jung oder alt ist. Ich ziehe dieses aktive Leben mit schönen Reisen und tolle Kameradschaft unter den Sportlern die abendliche Flasche Bier vor der Glotze vor”, sagte er uns.
Seine Erlebnisse bei seiner Reise nach Athen und bei der Siegerehrung schildert der sympathische Guido Müller mit seinen Worten so:
Nach der glanzvollen Ehrung als weltbester Senioren-Leichtathlet 2009 am 22. November, konnte ich mich auf die Ehrung auf europäischer Ebene freuen. Am 22. Januar flogen meine Frau und ich nach Athen, das wir bereits von früheren Besuchen her kannten. Da sich das Büro des Europäischen Seniorenverbandes seit einigen Jahren in Marathon befindet, war die Ehrung ursprünglich in dieser kleinen Stadt, 40 Km nordöstlich von Athen gelegen, vorgesehen. Wir waren zusammen mit der weiblichen „Best European Master Athletin 2009“, Gitte Karlshoj aus Dänemark und ihrem Mann, in einem direkt am Meer gelegenen schönen Hotel untergebracht.
Der erste Programmpunkt des darauffolgenden Tages war dem Besuch des erst im November 2009 eingeweihten Marathon Museums gewidmet. Dieses sehr informativ mit vielen Fotos, Medaillen und Pokalen hübsch eingerichtete Museum, gibt einen sehr eindrucksvollen Überblick über die Geschichte dieses Laufes, beginnend mit dem griechischen Sieger Spiridon Louis bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896. Ein größerer Raum dieses Museums war der geeignete Rahmen für die an diesem Samstag stattfindende Council Sitzung der fünf Mitglieder des Europäischen Seniorenverbandes, EVAA, mit dem deutschen Präsidenten Dieter Massin. Der Bürgermeister von Marathon ließ es sich nicht nehmen, die ausländischen Gäste in einer kurzen Rede zu begrüßen und Dieter Massin stellte Gitte Karlshoj und mich dem Bürgermeister danach vor.
Während die EVAA Spitze mit ihrer Sitzung begann, startete für uns die Besichtigungstour in Marathon und in Athen mit unserem sehr gut englisch sprechenden Betreuer, dem Generalsekretär des griechischen Seniorenverbandes. Beeindruckend für mich war der Abstecher zum Gedenkstein des Starts für den Marathonlauf der Spiele von 1896. An dieser Stelle beginnt der jedes Jahr durchgeführte „Athen Marathonlauf“ der im alten Olympiastadion von 1896 in Athen endet. Dieser Lauf erinnert an den allerersten „Marathonlauf“ im Jahre 490 v.Chr. Der Überlieferung nach soll damals der Soldat Pheidippides in voller Ausrüstung nach Athen gelaufen sein und auf dem Areopag den Sieg der Athener über die Perser verkündet haben und danach tot zusammengebrochen sein. In diesem Jahr jährt sich die Schlacht bei Marathon zum 2.500sten Mal, wobei beim Jubiläumslauf im September die Teilnahme der Läufer auf 10.000 begrenzt werden muss.
Zur Stadtbesichtigung in Athen hatten wir leider nur begrenzte Zeit, da wir am Spätnachmittag bereits wieder in unserem Hotel wegen der abendlichen Ehrung sein mussten. Ein kurzer Halt am historischen Olympiastadion von 1896 ließ alte Erinnerungen aufkommen, bevor wir uns der Besichtigung der Akropolis widmen konnten. Unser Hauptinteresse legten wir diesmal auf den Besuch des erst im letzten Jahr eingeweihten Akropolis Museums, welches das seitherige, sich auf dem Hügel der Akropolis befindliche, ersetzte. Die Architektur dieses grandiosen Museums ist sehr beeindruckend.
Die Ehrung am Abend fand in Athen statt, in den repräsentativen Räumen des griechischen Leichtathletik Verbandes. Diese befinden sich direkt oberhalb des historischen Stadions von 1896, von wo aus man den imposanten Panoramablick auf das beleuchtete Stadion genießen konnte. Zu unserer Überraschung waren auch zahlreiche Persönlichkeiten der griechischen Leichtathletik, darunter Olympiateilnehmer, neben den fünf Council Mitgliedern der europäischen Senioren Leichtathletik, geladen.
Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des griechischen Verbandes wurde zuerst Gitte Karlshoj durch Dieter Massin vorgestellt und anschließend unter dem Beifall aller Anwesenden durch die Überreichung einer ca. 40 cm großen Statue der griechischen Siegesgöttin Nike geehrt. Gitte Karlshoj hat bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta im Marathonlauf teilgenommen. Im vergangenen Jahr stellte sie vier Weltrekorde in ihrer Altersklasse, W 50, von 1.500m bis 10.000 m auf. Anschließend bedankte sie sich in einer kurzen Rede.
Ehrung durch den EVAA Generalsekretär Kurt Kaschke mit Überreichung der Statue der Siegesgöttin NikeDann wurde ich durch den Generalsekretär der EVAA, Kurt Kaschke, durch Würdigung meiner Erfolge vorgestellt und ebenfalls durch die Überreichung der Statue geehrt. In meiner Dankesrede streifte ich kurz meine sportliche Vergangenheit in meiner Jugend. Dabei erwähnte ich, dass ich auf Grund einer Einladung des DLV, im Jahre 1961 an einem internationalen Sportfest in Athen, das im historischen Panathinaikon Stadion ausgetragen wurde, über 200 m und über 400 m startete. Obwohl bei dem für mich unvergesslichen Sportfest fast 50 Jahre vergangen sind, befand sich in meinem Archiv noch das Programmheft und die Ergebnisliste dieser Veranstaltung. Beides habe ich für die Ehrung mitgenommen und den Gästen gezeigt. Der Moderator las die Namen der griechischen Teilnehmer vor und zu meiner großen Überraschung waren zwei der damaligen Athleten unter den Gästen. Dies löste große Erheiterung aus und schaffte eine völkerverbindende Atmosphäre. Das gemeinsame Foto wird allen eine visuelle Erinnerung bleiben, wie auch die darauf folgenden Gespräche, bei denen sich die beiden Teilnehmer nach ihren früheren deutschen Sportkameraden bei mir erkundigten. Es war eine passende Geste, dass nun auch die beiden griechischen „Best Masters 2009“ mit einem Präsent geehrt wurden.
Der festliche Abend klang aus bei einem typischen griechischen Mahl in einer nahen Taverne. Im Laufe des Sonntag Vormittags löste sich die Gruppe auf, die in verschiedenen Flugverbindungen nach Hause zurückkehrten. Athen/Marathon war auf alle Fälle eine Reise wert.
Guido Müller