Personen & Interviews

Interview mit Amalia Hagen


Der Auftritt von Amalia Hagen war ein Höhep­unkt während des diesjähri­gen Pani­giris von Lüdenscheid. 
 

ellasnet.de: Wir von ellasnet.de haben in unser­er jun­gen Exis­tenz viele Tanz- und Kul­turvere­ine ken­nen gel­ernt. Dabei hat jed­er Vere­in seine eigene Art, wird unter­schiedlich geführt und stellt an sich sich selb­st sowie an seine Mit­glieder ver­schiedene Ansprüche. Was macht denn die Tanz­gruppe Amalia Hagen denn interessant?
Ilias Zaruchas (Bild): Amalia Hagen macht die große Vielfalt inter­es­sant. Mit Vielfalt meine ich z.B. das Alter der Tänz­er. Die jüng­sten sind ca. 5–6 Jahre halt und dann haben wir noch Tänz­er die ca. 60 Jahre alt sind. Es ist die Vielfalt aus der wir unsere Kraft schöpfen. Hinzu kommt halt, dass Amalia Hagen ein ziem­lich großer Vere­in ist. Jed­er der Tänz­er halt seine Fam­i­lie die uns unter­stützt und diese auch als Rück­halt sehen.ellasnet.de: Es gibt Vere­ine für thrakische Kul­tur und Musik, Vere­ine mit Musik aus Ipiros sowie pon­tis­che Kul­turvere­ine. Was repräsen­tiert ihr?
Ilias Zaruchas: Unser­er Vere­in ist ja ein Deutsch-Griechis­ch­er Folk­lorevere­in. Wir wollen keinen einzel­nen Teil repräsen­tieren son­dern Tänze aus ganz Griechen­land. Es gibt weit­ere Vere­ine in Hagen, die sind eher lokal ori­en­tiert. Dazu gehören z.B. der pon­tis­che Vere­in sowie der Vere­in der Ipiroten u. A.. Die haben set­zen ihr Augen­merk natür­lich auf ihre jew­eilige Region. Wir tanzen halt Tänze aus ganz Griechen­land und haben deshalb wahrschein­lich auch mehr Mit­glieder. Ich meine das jet­zt nicht abw­er­tend den anderen Vere­inen gegenüber, es ist aber für die Jugend meis­tens inter­es­san­ter nicht bei den Tänzen der eige­nen Region halt zu machen.

ellasnet.de: Für­wahr, es scheint für Euch ein Erfol­gsrezept zu sein sich vielfältig zu geben. Wie sehen es die anwe­senden Tänzer?
Zoi Touloupi (Bild): Ja, es ist sehr vorteil­haft. Natür­lich lernt man dabei nicht nur die Tänze oder etwas über die Tänze, son­dern auch sehr viel über die entsprechende Kul­tur. Man hat dann ein­fach keine eingeschränk­te Per­spek­tive son­dern lernt über ganz Griechen­land etwas.

 

 

 

ellasnet.de: Wir oft habt ihr denn in der Woche Proben und sind all diese 100 Mit­glieder auch Tänzer?
Anna Stra­vo­rav­di (Bild): Ja, das sind alles Tänz­er. Und zwar haben wir 4 Tanz­gruppe und trainieren über 2 Tage verteilt. Son­ntags trainieren die Kinder im Alter von 5–10 von 14.00–15.00 und nach ihnen tanzen dann die Teenag­er. Don­ner­stag trainieren dann unsere älteren Damen und Her­ren und darüber hin­aus auch alle Griechen­land­in­ter­essierte in ein­er lock­eren Atmosphäre.

ellasnet.de: Gibt es denn in eurem Vere­in eine Vorzeige­gruppe wo die kleineren bzw. jün­geren Tänz­er auf sie auf­schauen und z.B. sagen: “Da will ich auch mal hin”. Ist denn vielle­icht eure Gruppe (an die Anwe­senden Tänz­er) in der Ihr tanzt das Prunkstück?
Vas­sil­ios Miaris (Bild): Nein, ich glaub nicht. Die kleinen gehören auch zum Kern des Vere­ins und die machen sich auch auf jeden Fall sehr gut und ver­di­enen genau­so Aufmerksamkeit 

ellasnet.de: Ihr seht die also nicht so als die kleinen und sagt auch mal “Wir beanspruchen mehr zeit und Platz” oder ähnlich?
Zoi Touloupi: Die kleinen haben halt auch Auftritte und sind auch sehr gefragt deswe­gen gibt es so was bei uns halt nicht.ellasnet.de: Wahrschein­lich wer­den die kleinen auch mehr gefeiert!?
Zoi Touloupi: Also man merkt jet­zt auch nicht unbe­d­ingt einen Unter­schied, dass wir irgend­wie höher gestellt sind als die Kleinen oder die Damen.
Anna Stra­vo­rav­di: Zu den Kleinen muss man sagen, dass sie ja unser­er Nach­wuchs sind und da achtet man natür­lich drauf.

ellasnet.de:  Man ver­sucht natür­lich auch ein Zusam­menge­hörigkeits­ge­fühl zu schaffen.
Anna Stra­vo­rav­di: Ja selb­stver­ständlich. Um noch mal zum Punkt zu kom­men weshalb Amalia so inter­es­sant ist, ist auch der Punkt, dass Son­ntags z.B. in der Gruppe der Kleinen die Kinder tanzen, bei den Teenagern teil­weise die Geschwis­ter und in der let­zten Gruppe die Eltern dort zusam­men tanzen. Teil­weise halt dann auch Don­ner­stag der Onkel die Tante oder die Oma. 

ellasnet.de: In Deutsch­land wur­den mit der Anwer­bung seit 1960, Sport- und Kul­turvere­ine als Vertre­tun­gen ihrer Heima­tre­gion gegrün­det um die griechis­chen Gas­tar­beit­er weit weg von der Heimat, um Gemein­schafts­ge­füh­le zu ver­mit­teln gekop­pelt mit eini­gen Ver­anstal­tun­gen. Doch heute sind die Kinder/Jugendliche viel bess­er in das deutsche Sys­tem inte­gri­ert und sprechen auch so viel lieber Deutsch als Griechisch. Warum dann der Weg zu den griechis­chen Vere­inen? Ist es eher der Erhalt der Tänze oder doch nur für die Zusam­menkun­ft von Griechen?
Vas­sil­ios Miaris: Also ich per­sön­liche denke das der Tanz in erster Lin­ie eine Kun­st sowie Unter­hal­tung ist. Ich bin mir sich­er, dass das Tanzen für viele eine Art Unter­hal­tung ist und dass die Kinder, wenn sie es von klein auf machen viel Spaß dran haben.
Zoi Touloupi: Also ich gehe halt zum Tanzen weil ich es sehr mag. Man muss aber sagen dass ich dadurch viele griechis­che Fre­unde gewon­nen habe.

ellasnet.de: Also wenn man euch jet­zt fra­gen würde ob ihr gerne zu eurem Vere­in geht, würdet ihr wie antworten?
Amalia Hagen: Ja klar.

ellasnet.de: Ein Frage an die Tan­zlehrerin. Also wie es es denn mit ca. 100 Tänz­ern und Tänz­erin­nen? Trainieren sie die alle alleine?
Anna Stra­vo­rav­di: Nein, natür­lich nicht. Wir haben uns das alles schön eingeteilt. Da ist noch eine Dame die trainiert die Don­ner­stags­gruppe. Die so genan­nte Damen­gruppe wo natür­lich auch Her­ren tanzen. Der Name Damen­gruppe ist halt nur geblieben da sich das wirk­lich aus ein­er Damen­gruppe her­aus­ge­bildet hat. Im August 2006 habe ich dann die Kinder­gruppe kom­plett abgegeben. Seit­dem wird sie von unserem Nach­wuchs trainiert. Ein­er davon ist halt der hier anwe­sende Vas­sili der es zusam­men im Team mit anderen Tänz­ern macht. Wir sind halt dabei die Gruppe so zu struk­turi­eren, dass man die Tänz­er gezielt fördern kann.

ellasnet.de: Also ihr sprecht euch dann ab. Es gibt dann keinen der dann sagt du machst das und du machst das?
Anna Stra­vo­rav­di: Unter mir sind dann diese Grup­penkon­stel­la­tio­nen ent­standen. Deswe­gen habe ich da momen­tan den Blick und wir schauen, dass wir auf jeden Fall bei Tre­ffs als Team gemein­sam entschei­den und am Ende halt mit dem Vor­stand zusam­men darüber  disku­tieren, set­zten uns Ziele fest, die wir in ein­er bes­timmten Zeit erre­ichen wollen und das wichtig­ste ist dann das “Wie kön­nen wir diese Ziele erreichen”.

ellasnet.de:  Was war denn bis jet­zt so das schönte Ereig­nis bzw. der schön­ste Auftritt an den man sich sehr gerne zurückerinnert?
Ilias Zaruchas: Ich per­sön­lich bin seit 1995 in diesem Vere­in. Also bess­er gesagt seit der Grün­dung des Vere­ines und hab somit alles von Anfang an mit­bekom­men. Davor war es nur eine Tanz­gruppe. Es ist natür­lich schw­er zu sagen was wirk­lich das Schön­ste war, da es viele schöne Momente gab. Wir waren des Öfteren mit der Tanz­gruppe zu Auftrit­ten in Griechen­land ein­ge­laden und Anfang des Jahres waren wir auf dem Berlin­er Presse­ball eingeladen.
Zoi Touloupi: Ich finde das jed­er Auftritt seinen eige­nen Höhep­unkt hat. Man fährt zum Beispiel nach Griechen­land und tanzt dort vor Griechen, was wieder was ganz anderes ist, im Ver­gle­ich zu den Auftrit­ten hier in Deutschland.

ellasnet.de: Jet­zt ist es ja ganz inter­es­sant. Du bist ja seit 1995 in dem Vere­in. man kon­nte her­aushören, dass die Ver­ant­wortlichen von Amalia Hagen sehr viel für den Vere­in tun. In anderen Regio­nen ist es ja ab und zu mal so, dass viele die sehen, dass der Vor­sitzende oder die Ver­ant­wortlichen viel für den Vere­in tun, auch mal zum Kom­men­tar brin­gen: “Der kann das doch nicht alles umson­st tun, ohne per­sön­liche Vorteile zu beziehen.” Gibt es denn Erfahrun­gen mit solchen Vorwürfen?
Ilias Zaruchas: Also ich per­sön­lich habe jet­zt Nichts davon mit­bekom­men. Wozu man aber sagen muss, dass es so was immer unter Men­schen gibt. Ein Prob­lem ist es bis jet­zt noch nicht gewesen.

ellasnet.de: Viele ver­ste­hen nicht das die Vere­in­sar­beit eigentlich Spaß macht in so ein­er Gemein­schaft zu sein und dass man gerne seine Zeit dafür opfert. Viele Vere­ine kla­gen über Mit­glieder­schwund und über man­gel­nde Ehre­namtliche, also frei­willige Helfer, die den Vor­stand bei ihrer umfan­gre­ichen Arbeit unter­stützen. Zumal auch Vere­ine ein­er Stadt sich manch­mal auch untere­inan­der konkur­ri­eren, ins­beson­dere bei Spenden­samm­lun­gen. Haben die Vere­ine langfristig eine Überlebenschance?
Ilias Zaruchas: Was Amalia Hagen ange­ht, haben wir ein pos­i­tives Prob­lem, dass wir zu viele Mit­glieder sind und deshalb auch zum Beispiel die Train­ingsstun­den ändern wer­den damit jed­er Gruppe mehr Zeit hat.

ellasnet.de: Sind denn eure Tänz­er alle aus dem Nach­wun­sch oder gibt es auch Leute die von anderen Vere­inen zu euch kommen?
Ilias Zaruchas: Sowohl als auch. Wir ver­bi­eten auch keinem wo anders zu tanzen. Man sollte aber seine Pflicht­en gegenüber des Vere­ines ein­hal­ten. Wir aus dem Vor­stand haben uns die Arbeit gut eingeteilt. Das Grund­prob­lem ist aber dies, dass zum Beispiel bei großen Ver­anstal­tun­gen nicht alle Mit­glieder den gle­ichen Teil an arbeit­en machen und sich der ein oder andere zurückzieht. Dies meine ich natür­lich all­ge­mein und nicht auf den Vor­stand bezo­gen. Nun haben wir aber wieder den Vorteil, dass bei ein­er Mit­gliederzahl von 100 Leuten die Arbeit so gemacht wird wie sie gemacht wer­den muss und auch viele engagiert sind.
Ob es eine jet­zt unbe­d­ingt eine Lösung für die Vere­ine gibt die ums Über­leben kämpfen oder dort wo nur 1–2 Leute die Arbeit leis­ten, wäre ich mir nicht unbe­d­ingt so sich­er. Es ist mein­er Mei­n­ung aber selb­stver­ständlich, dass man sich als Vere­ine untere­inan­der helfen sollte.

ellasnet.de: Wie sieht denn so bei euch die Woche aus, wenn eine Choroe­sprei­da / Tanzver­anstal­tung bevorste­ht? Wie sieht die Arbeit bei euch aus und was für Änderun­gen gibt es?
Anna Stra­vo­rav­di: Es gibt natür­lich auf ver­schiede­nen Ebe­nen Vor­bere­itun­gen. Ein­mal die Organ­i­sa­tion für die Feier an sich. Der Ter­min wird dann rechtzeit­ig bekan­nt gegeben und jed­er kann sich dann in ein­er Liste ein­tra­gen, was auch viele tun und mithelfen. Was das tänz­erische Pro­gramm ange­ht wird natür­lich immer ver­sucht kleine Änderun­gen an Tänzen sowie an Tra­cht­en vorzunehmen.

ellasnet.de: Wie ist es denn auf der eige­nen Feier zu tanzen? Ist es etwas beson­deres? Was fühlt denn so beim Vor­tanzen? Ihr habt ja den Auftritt, legt danach die Klam­ot­ten ab und geht danach noch mal tanzen. Seit ihr vor einem Auftritt denn aufgeregt?
Vas­sil­ios Miaris: Meis­tens helfen wir nach den Auftrit­ten find­en aber trotz­dem Zeit ein biss­chen auch mit den Leuten außer­halb des Vere­ins zu tanzen.
Zoi Touloupi: Also ich bin vor jedem Auftritt aufgeregt. Beim Auftritt ist es ja so, dass man immer was anderes tanzt. Zum Beispiel haben vor­let­ztes Jahr Tänze aus Alikis Bougiuk­lakis Zeit­en getanzt. Das hat sich unsere Lehrerin sel­ber aus­gedacht. Man Tanz dann vorm Pub­likum was ganz anderes was man noch nie gese­hen hat. Wir präsen­tieren den Gästen was Einzi­gar­tiges sag ich mal.

ellasnet.de: In vie­len Choroes­perides tanzen neben den eige­nen Tanz­grup­pen an einem Abend auch die Grup­pen von befre­un­de­ten Vere­inen, manch­mal auch bis zu 3–4 Grup­pen zusät­zlich. Wer­den die anderen Vere­ine nur ein­ge­laden um den Saal mit deren „Anhang“ zu füllen oder welch­er Zweck wird dann ver­fol­gt? Denn manch­mal nimmt es ganz schön Zeit in Anspruch und viele Gäste wür­den lieber selb­st tanzen, zumal sie manch­mal selb­st zu spät kommen.
Ilias Zaruchas: Unsere Auftritte auf unser­er Feier sind meis­tens sehr früh. Das heißt noch vor Mit­ter­nacht. Wir kön­nen natür­lich ver­ste­hen, dass ein­er erst nach Mit­ter­nacht kom­men kann. Es kön­nen und kom­men aber auch sehr viele Gäste früh zu unseren Feiern. Wir wollen es halt so gestal­ten das wir Tänze aus Griechen­land zeigen. Aber nicht nur vor griechis­chem son­dern auch vor deutschem Pub­likum. Deshalb fan­gen unsere Reden und Auftritte auch immer viel früher an. Es kommt ab und zu auch vor, dass mal ein Auftritt um Mit­ter­nacht herum stat­tfind­et. Da es unsere Feier ist, ver­suchen wir es halt immer diese nach unseren Willen und Vorstel­lun­gen zu gestal­ten. Wir ver­suchen eine Kul­turver­anstal­tung zu machen um Tänze zu zeigen und nicht unbe­d­ingt nur um die Leute zu unterhalten.

ellasnet.de: Ihr habt nur eine Choroes­peri­da pro Jahr. Würdet ihr euch denn Wün­schen, dass ihr mehr macht?
Zoi Touloupi: Nein. Es soll ja was ganz beson­deres bleiben.

ellasnet.de: OK. Das war eine gute Antwort. Geht ihr denn auch auf andere Choroes­perides um zu feiern?
Amalia Hagen: Ja klar.

ellasnet.de: Gehen wir jet­zt mal von Amalia Hagen weg und wid­men uns mal all­ge­meine Fra­gen. Durch die Bindung an die Schule ver­brin­gen viele Kinder/Jugendliche neben den eigentlichen Proben/Training und den Auftritten/Wettkämpfen auch pri­vat einige Zeit miteinan­der. Den Rest der Zeit führen sie per PC eine noch frag­würdi­ge Unter­hal­tung durch. Also kön­nen Vere­ine den Kindern/Jugendlichen Erziehung auf dem Weg geben. Ist diese Tat­sache dem Vere­in bewusst? Ins­beson­dere wenn Tan­zlehrer vie direk­ter und ver­trauensvoller mit den Tänz­ern zusam­men ist.
Ilias Zaruchas: Also das ist uns schon bewusst. Ich kann da von mir sel­ber sprechen. Als ich da ange­fan­gen habe, war ich 16 Jahre alt. 2 Jahre war ich dann sel­ber im Vor­stand tätig und habe dann doch gemerkt wie ich dann gel­ernt habe Ver­ant­wor­tung zu übernehmen und organ­isatorische Sachen durchzuführen. Klar sehe ich dann inner­halb des Vere­ins Leute die sich verän­dert haben und uns ist abso­lut bewusst, dass wir die Kindern und Jugendlichen mit erziehen.

ellasnet.de: Die Tan­zlehrerin denn auch? Weil sie ist ja im Gegen­satz zu dem Vor­sitzen­den direkt mit den Kindern zusam­men. Nehmen die Kinder/Jugendliche denn auch mal Ratschläge an?
Anna Stra­vo­rav­di: Ja da stimmt schon. Ich bin ja als Tan­zlehrerin eine Vor­bilds­funk­tion. Vor allem für die ganz Kleinen. Ich ver­suche den Tänz­ern dann klar zu machen, dass es nicht der einzige Sinn ist die Tanzschritte für sich sel­ber zu ler­nen, son­dern auch gemein­sam etwas zu schaf­fen. Es gibt halt Kinder die z.B. einen Tanz sehr schnell ler­nen, die dann mit einem zusam­men tanzen der etwas länger braucht um den gle­ichen zu ler­nen. Schnell sind dann welche geknickt und wollen dann tauschen. Dies lasse ich dann aber auch nicht sehr schnell zu, da sie ler­nen müssen die Anderen zu helfen und auch die Geduld zu haben auf den Anderen zu warten. Wir Men­schen ler­nen nicht alle gle­ich­schnell. Es ist halt ein soziales Miteinan­der. Man muss dann zum Beispiel ler­nen wie man die Arme hal­ten muss, dann mit man sich nicht auf dem anderen stützt, da man ja zwis­chen zwei anderen Per­so­n­en tanzt. Natür­lich denke ich, dass die Kinder die Ratschläge annehmen.

ellasnet.de: Wie ist es denn bei dir? Nimmst du denn die Ratschläge dein­er Tan­zlehrerin an?
Zoi Touloupi: Also bei mir speziell war es jet­zt nicht so, dass ich irgen­dein beson­deres Prob­lem hat­te. Ich denke schon, dass man schon auf die Art wie man sich ver­hält achtet, und das es einem beige­bracht wird, dort wo man zurück­hal­tend sein soll, dass man es dort auch ist.

ellasnet.de: Für Mil­lio­nen Men­schen aus aller Welt ist Hel­las die Brut­stätte der uni­versellen Werte, die heute noch das Denken in der mod­er­nen Welt beherrschen. Hier haben Demokratie, Philoso­phie und Wis­senschaft ihre Ursprünge in der Antike gehabt. Das ist zweifel­los unser wichtig­stes Erbgut und unser wichtig­stes Ver­mächt­nis. Wir Griechen im Aus­land rüh­men uns damit als zu gerne vor den Deutschen und anderen Nation­al­itäten, sind aber unter uns Griechen eher mis­strauisch zueinan­der, oder?
Anna Stra­vo­rav­di: Das kann ich so nicht sagen. Ich habe nicht den Blick­winkel dafür zu sagen wer ist eigentlich der “Grieche”. Ich wurde in Deutsch­land geboren und bin hier aufgewach­sen. Die Griechen, die ich hier ken­nen gel­ernt habe, sind bes­timmt nicht die Griechen die gemeint sind. Wir haben natür­lich nur die Werte bei den Eltern der 60er Jahre mit­bekom­men, die sich dann aber auch prompt verän­dert haben. Hinzu kamen dann noch die deutschen Werte und unsere eige­nen, die dann zu ein­er Mis­chkul­tur geführt haben und es mir schw­er machen zu urteilen und es halt schw­er zu sagen ist, wer über­haupt der Grieche ist und wie er sich ver­hält. Da wäre ich halt ein biss­chen vor­sichtig. Es ist halt ein­fach zu sagen: “Aus dem und dem Grund, weil er Grieche ist, ist das jet­zt halt nicht passiert. Wir sind ja so.”

ellasnet.de: Oft hören wir, „So sind eben Griechen, undiszi­plin­iert und ohne Ver­ant­wor­tung wie es bei den Deutschen zu find­en sind“ und vergeben Aufträge oder kaufen Artikeln lieber nicht bei griechis­chen Unternehmen. Wie sieht es bei euch aus?
Ilias Zaruchas: Also ich mach das dann doch eher von der Per­son abhängig, da stimme ich mit Anna übere­in. Man kann halt nicht sagen der Grieche hat diese Eigen­schaften, der Deutsche hat diese Eigen­schaften. Erst­mal weil das zu grob pauschal­isierend ist und selb­st wenn man Unter­grup­pen bildet, wie zum Beispiel die Griechen­land­griechen oder die Deutsch­land­griechen, muss man trotz­dem auf die einzelne Per­son acht­en. Obwohl es zum Beispiel diese Preußisch- deutschen Tugen­den gibt, kann man hier genau so einen find­en auf den man sich lieber nicht ver­lassen sollte. Da muss man eher auf die Per­son acht­en mit der man was zu tun hat.

ellasnet.de: Aber es heißt oft “Wir Griechen kön­nen sowieso nicht miteinan­der”. Damit wird das dann so abge­hakt. Viele Völk­er kön­nen das bess­er. Wieso wir eigentlich nicht?
Anna Stra­vo­rav­di: Wenn es denn so wäre dann wür­den wir, als Amalia, nicht da ste­hen wo wir jet­zt sind. Meine Tänz­er sind wohl arg­pünk­tlich zu den Auftrit­ten und es gibt Griechen die wohl gerne zu uns kommen.

ellasnet.de: Es geht also doch. Deswe­gen seit ihr ja auch heute hier. Als eines von mehreren Parade­beispie­len. Es läuft in Vere­inen wo nur 30 Mit­glieder sind, es geht aber auch in Vere­inen wo 100 und mehr Leute sind. Es funk­tion­iert wenn es gut organ­isiert ist und wenn sich die Ver­ant­wortlichen miteinan­der absprechen.
Anna Stra­vo­rav­di: Ich finde, dass es auch wichtig ist ein Ziel zu haben. Wenn Leute im Vere­in helfen aber nicht wis­sen warum sie es machen, dann kann es nicht funk­tion­ieren. Es kön­nen ruhig Gründe wie eine Choroes­peri­da sein, sowie der Wun­sch sein Enkelkind in ein­er Tra­cht beim Auftritt zu sehen oder auch die Tat­sache, dass man Son­ntags eine Per­son ist mit der man sich gut ver­ste­ht und man Spaß am tanzen hat, dann kann es erst klappen.

ellasnet.de: Es gab zum Beispiel aber einen ganz neg­a­tiv­en Fall in Wit­ten. Dort war halt eine Per­son Vor­sitzen­der bei der Gemeinde Wit­ten. Er hat­te seine bes­timmte Vorstel­lun­gen wie es ablaufen muss, es aber völ­lig anders kam. Er kam dann auf die Idee mit Kindern zwis­chen 10–16 ein The­ater­stück zu Proben und dieses dann auf ein­er Wei­h­nachts­feier vorzuführen. Dort waren aber nicht ein­mal die Eltern der dort mit­spie­len­den Kinder erschienen. Der engagierte Griechen war nach diesem Ver­such sehr ver­bit­tert und will jet­zt auch nichts mehr davon wis­sen. Dieses Eltern- Kind- Ver­hält­nis ist ja in let­zter Zeit ein großes The­ma sowie das so genan­nte Fla­trate­saufen, wo sich Jugendliche und nicht nur Deutsche, son­dern auch Griechen vor Par­tys tre­f­fen, sich vorher kräftig einen trinken und gehen dann in einem Club feiern. Das passiert auch bei unter 15jährigen, wo die Eltern nicht zu Hause sind. Wie sieht es denn bei euch aus. Ken­nt ihr solche Fälle?
Zoi Touloupi: Also das ist mir teil­weise aus meinen Kreisen auch bekan­nt. Aber das ist dann wieder so ein Beispiel wo man sagen kann, dass es bei Griechen sowie bei Deutschen gibt. Es gibt halt über­all Leute die früh mit rauchen oder trinken anfangen.
Vas­sil­ios Miaris: Was ich aber noch schlim­mer finde sind wirk­lich Leute die trinken und danach Auto fahren.

ellasnet.de: Ein gutes Stick­wort. Hier in Deutsch­land hal­ten sich viele an die Geset­ze und lassen das Auto nach einige Bier lieber ste­hen. Was ich aber nicht ver­ste­he ist, warum Leute die hier wohnen und nach Griechen­land fahren es dort nicht gle­ich tun.
Ilias Zaruchas Gut. Es sind dann meis­tens Leute die Griechen­land als Land der Offen­bahrung sehen und Deutsch­land als Land der Sklaverei. (lacht). Die haben halt noch nicht begrif­f­en, dass sie hier leben und den Großteil ihres Lebens hier ver­brin­gen. Wenn sie dann so mutieren sind sie nicht sich selb­st gegenüber ehrlich und leben auch nicht bewusst.

ellasnet.de: Kom­men wir noch mal zur Bedeu­tung des Vere­ins zurück. Eltern bekom­men oft Infor­ma­tio­nen über ihre Kinder/Jugendliche erst über Dritte mit, wenn über­haupt. Hinge­gen kriegen Tan­zlehrer eher schneller alles mit. Oft ist Tanzlehrer/in eine Per­son, wo sich Jugendliche eher anver­trauen. Ihr habt da also eine soziale oder erzieherische Verpflich­tung und kön­nt eher etwas bewirken als die Eltern direkt.
Es gibt auch Fälle wie z. B. die spar­tanis­che Erziehung, wo Eltern mit sehr strenge Mit­teln an die gute Erziehung glauben. Den Mit­tel­weg zu find­en wäre Gold wert. Wie sieht es denn mit eueren Eltern aus?
Zoi Touloupi: Ich glaub das meine Eltern schon diesen Mit­tel­weg gefun­den habe. Ich durfte halt erst mit 16 wirk­lich bis 00.00 raus, sowie erst mit 18 bis früh mor­gens. Sie haben aber auch immer ver­sucht die Beziehung zu mir aufzubauen, dass ich dann auch immer zu den gehen kann um meine Prob­leme zu erzählen.
Vas­sil­ios Miaris: Bei mir sieht es genau so aus.

ellasnet.de: Das ist doch die mod­erne Erziehung nor­maler­weise oder?
Zoi Touloupi: Teil­weise wird es aber Mei­n­ung nach zu mod­ern. Viele Kinder kom­men dann halt betrunk­en nach Hause und die Eltern sagen dann, dass das Kind seinen Rausch auss­chlafen wird. Man sollte die Zügel schon streng halten.

ellasnet.de: Viele Leute oder Eltern ver­nach­läs­si­gen durch ihre Arbeit die zeitliche Zuwen­dung. Früher war es ja meis­tens so, dass nur der Vater gear­beit­et hat und die Frau halt Haus­frau. Heut zu Tage arbeit­en oft notge­drun­gen bei­de Eltern­teile, und find­en oft keine Zeit für ihre Fam­i­lie. Zum Beispiel schei­det dann das gemein­same Mit­tagessen aus wo man dann Zeit hat mit seinen Kindern zu reden. Esst ihr denn noch mit euren Eltern?
Zoi Touloupi: Zum Punkt, dass die Eltern keine Zeit haben mit ihren Kindern zu reden ist oft eine Ausrede.  Also mit­tags esse ich wirk­lich nicht mit der ganzen Fam­i­lie weil mein Vater fehlt, weil er ganzen Tag arbeit­et. Mit der Mut­ter aber schon.

ellasnet.de: Es ist aber auch wichtig gemein­sam mit den Eltern zu essen oder?
Zoi Touloupi: Es ist wirk­lich die Zeit wo man sich was erzählt!

ellasnet.de: Der deutsche Staat ver­sucht sich mit einem Min­is­ter die Migranten in die deutsche Sys­teme und in die deutschen Lebens­ge­wohn­heit­en zu führen. Inte­gra­tion ist das mod­erne Wort dafür. Nun ver­brin­gen Vere­ins­mit­glieder untere­inan­der auch sehr viel außer­halb des Vere­ins zusam­men. Gibt es denn auch was anderes?
Zoi Touloupi: Abge­se­hen von Amalia Hagen bin ich noch viel länger in einem Karat­ev­ere­in. Ich hab aber genug Zeit für meine Fre­unde. Man kann sich das ja irgend­wo einteilen.

ellasnet.de: Wenn man jet­zt ne ganz nor­male Woche nimmt. Abge­se­hen von der Schule. Wom­it hast du denn mehr zu tun. Mit Amalia direkt oder indi­rekt, oder mehr mit anderen Sachen?
Zoi Touloupi: Es ist schw­er zu beant­worten weil es wirk­lich ziem­lich unter­schiedlich ist. Es gibt Wochen da sieht man sich jeden Tag und wieder Wochen da sieht man sich gar nicht. Es ist wirk­lich ziem­lich unter­schiedlich. da bin ich gar nicht eingeschränkt ob ich mehr mit meinen Fre­un­den von Amalia was mache oder mit den anderen Freunden.
Vas­sil­ios Miaris: Abge­se­hen von Amalia gehe ich noch zum Fit­nessstu­dio um mich fit zu hal­ten, arbeite noch neben­bei in einem Cafe und tre­ffe zum größten Teil griechis­che Fre­unde. Fre­unde von Amalia sowie auch andere Freunde.

ellasnet.de: Man muss also doch sagen, dass ein Vere­in prägt. Und wenn es pos­i­tiv ist, so wie ihr es macht, ist es umso schön­er. Dann würde ich mal sagen Glück­wun­sch an den Vor­sitzen­den und an die Tan­zlehrerin. Kom­men wir mal langsam zum Schluss. Die Vere­ine führen zur Zeit meis­tens nur Tanz- und Sport­train­ing durch. Kön­nten diese nicht noch mehr Auf­gaben übernehmen, z.B. mut­ter­sprach­lichen Unter­richt oder griechis­chen Geschichts- und Kul­tu­run­ter­richt, um so auch intellek­tuelle Griechen an den Vere­in zu binden und dadurch auch mehr Hil­fe im Vere­in zu erlan­gen. Wäre es in den Großstädten nicht sin­nvoll wenn sich einige Vere­ine zusam­men tun würden?
Ilias Zaruchas: Ich habe ja am Anfang gesagt, wir wollen nicht nur die Tänze zeigen son­dern auch die Kul­tur über­mit­teln die dahin­ter steckt. Nicht nur Tanzschritte son­dern auch in welchem Zusam­men­hang das Ganze ste­ht. Es ist natür­lich ein ver­lock­enden Idee, sehe aber auch die Schwierigkeit­en die dahin­ter steck­en. Man braucht die geeigneten Leute. Ein­er­seits mit dem Wis­sen, ander­seits müssen sich diese Leute auch ihrer Posi­tion bewusst sein und sie nicht bewusst oder unbe­wusst aus­nutzen um ihre Wertvorstel­lun­gen durchzukriegen. Und das ist schwierig.

ellasnet.de: Wertvorstel­lun­gen durch­set­zen? Macht ein Lehrer aber auch.
Ilias Zaruchas: Natür­lich kann man einem Lehrer vor­w­er­fen, dass er seine Wertvorstel­lun­gen dort durch­set­zten will. Es ist dann schon ein Unter­schied ob das ein staatlich­er Angestell­ter ist oder ob man es in sein­er Vere­ins­führung macht. Denn wenn es unser­er Vere­in anbi­eten sollte ist dies natür­lich unter unser­er Ver­ant­wor­tung. Dann muss der Vor­stand natür­lich sagen, dass was er macht muss er auch dahin­ter ste­hen. So wie ich dann hin­ter der Tan­zlehrerin Anna Stra­vo­rav­di ste­he und sage, dass sie das super macht, muss ich dann auch hin­ter dem Ver­ant­wortlichen ste­hen, der diesen Kul­tu­run­ter­richt macht. Da sehe ich dann Schwierigkeit­en dies umzusetzen.
Anna Stra­vo­rav­di: Ein klein­er Schritt in diese Rich­tung war ja unser­er Tanzsem­i­nar was wir ja let­ztens hat­ten. Da hat­ten wir einen Tan­zlehrer aus Athen ein­ge­laden, der uns griechis­che Tänze sowie die Geschichte zu den Tänzen und ein Stück Kre­tageschichte ver­mit­telt hat. Und das alles auf griechisch. Das haben wir auch nicht über­set­zt. Wenn nötig gewe­sen wäre hät­ten wir das natür­lich gemacht. Wir woll­ten ein­mal zeigen was hin­ter den einzel­nen Inseln und Regio­nen Griechen­lands steckt. Das machen wir ein­mal im Jahr, das ein­er aus Griechen­land kommt, über seine Region referiert und auch noch mal geschulte Tänze zeigt.

ellasnet.de: Wir wollen den Vere­inen Denkanstöße mit­geben, dass die ein­fach die Pflicht haben den Tänz­ern und Kindern die soziale Pflicht oder soziales Ver­hal­ten zu ver­mit­teln. Das hat man ja vor allem bei Mannschaftss­port und Tanzen ist ja im End­ef­fekt ein Mannschaftss­port, auch wenn wir es mit Kul­tur verbinden. Das wollen wir von ellasnet.de, auch im Gespräch mit den anderen Vere­inen ver­mit­teln und anderen zum Nach­denken bringen.
Ilias Zaruchas: Also soziales Ver­hal­ten wird bei uns ver­mit­telt. Nach großen Ver­anstal­tun­gen oder großen Auftrit­ten, was Anna einge­führt hat ist, dass wir uns danach tre­f­fen und drüber disku­tieren was gut und was schief gelaufen ist. Das wir noch mal über das ganze sig­nieren, aber deine Frage begann ja ob man eher bei der griechis­chen Mut­ter­sprache Ergänzung­sun­ter­richt im Rück­gang begrif­f­en ist. Ob man halt die griechis­che Sprache eher ver­mit­telt und das ist natür­lich eine ganz andere Sache. Soziales Ver­hal­ten wird fast neben­bei in Anführungsstrichen ver­mit­telt. Wir sind eine Gruppe und man muss sich mit den anderen arrang­ieren wenn die Gruppe funk­tion­ieren soll.
Anna Stra­vo­rav­di: Ich glaube aber auch nicht, dass diese Ver­ant­wor­tung unbe­d­ingt bei den Vere­inen liegen sollte. Es sollte an anderen Stellen die dafür einge­set­zt wur­den, dafür gesorgt wer­den muss.

ellasnet.de: Auf alle Fälle. Wir forschen nach welche Möglichkeit­en noch denkbar wären. Wenn man den OEK (Ver­band griechis­ch­er Gemein­den) glauben mag, wird sich in dieser Rich­tung noch etwas tun. Wir hof­fen es mal. Es gibt den Vere­in Akademis­ch­er Päd­a­gogen in Düs­sel­dorf, die hier aufgewach­sen sind, sich vorgestellt haben und bere­it sind einzus­prin­gen. Wir näh­ern uns jet­zt auch dem Ende. Ich nehme mal an ihr ließt alle ellasnet.de oder?
Zoi Touloupi: Es ist natür­lich Sit­u­a­tions­be­d­ingt. Wenn ich weiß, dass da über etwas berichtet wird was inter­es­sant ist dann gucke ich auch.

ellasnet.de: Besucht ihr denn den Even­tkalen­der, wenn ihr mal wis­sen wisst wo was los ist?
Zoi Touloupi: Ja auch.

ellasnet.de: Ich bedanke mir für dieses inter­es­sante Interview.
Amalia Hagen: Wir bedanken uns auch.