Hilfmechanismus für Euroländer
Vor Beginn des EU-Gipfels am 25. und 26. März 2010 wird für einige schwer finanziell angeschlagenen EU-Staaten nun doch ein gemeinsamer Hilfmechanismus durch die so genannte Euro-Gruppe bekannt gegeben. Dabei handelt es sich nicht um einen speziellen Notfallplan allein für Griechenland. Unser Land braucht zunächst nur die Gelegenheit, Geld auf den internationalen Märkten zu akzeptablen Bedingungen leihen zu können, was ohne politische Unterstützung und ein Signal der Gemeinschaft eher nicht möglich ist.
Zum Glück hat die Diplomatie den Weg eingeschlagen, Hilfen nur gegen neue Spielregeln zu veranlassen. Zwar hat Griechenland die Euro-Partnerländer nicht um Geld gebeten, doch da sind auch noch Spanien, Portugal, Italien und Irland, denen das gleiche Schicksal treffen könnte. Und für alle werden und müssen nun einheitliche, aber strengere Regeln festgelegt werden. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Nichts wäre nämlich schlimmer gewesen als ein EU-Gipfel, bei dem sich die Union als zerstrittener Haufen präsentiert. Denn jetzt wo der große Krach abgewendet ist, könnte der EU-Gipfel diese Spielregeln für die Euro-Zone verschärfen. Die Vorgänge haben eine Notwendigkeit zu besseren Mechanismen offenbart, wobei Fehler der Vergangenheit sich nicht wiederholen dürfen.
Das gilt auch für die Bevölkerung in Griechenland. Zwar stemmen sich die Griechen dort täglich durch Proteste und Streiks gegen die schon beschlossenen Sparmassnahmen der Regierung nach Kräften, doch verdrängt bei vielen Griechen bittere Einsicht den anfänglichen Ausbrüchen von Emotionen. Wir sprachen mit dem Polizisten Zacharias aus Trikala, dem selbst das Gehalt gekürzt wurde: “Ich werde niemals mehr eine Zahlung ohne Quittung oder Rechnung vornehmen,” meinte er zu uns am Telefon. Das allein wird aber nicht reichen. Die Regierung in Griechenland muss Veränderungen in die Wege leiten und diese konsequent in allen Schichten der griechischen Bevölkerung durchsetzen. Dringende Reformen, wie die des Rentensystems und die der Bildung, dürfen nicht lange aufgeschoben werden. Nur so kehrt das Vertrauen der Bürger zurück in die Politik und auch untereinander. So war es doch früher in Griechenland, worüber wir immer noch stolz sind.
Damals nämlich konnte die Demokratie noch auf moralische Werte aufgebaut werden. In dieser Demokratie, früher in Athen also, fühlte sich jeder Bürger als Politiker und konnte sich in der Volksversammlung oder in untergeordneten Bürgervereinigungen, wie etwa denen der regionalen Demen, für das Gemeinwohl einsetzen. Das Ergebnis: Sonderinteressen konnten “niemals Gegenstand der Politik werden. Im Mittelpunkt jeder politischen Entscheidung stand vielmehr die Bürgerschaft als Ganzheit”.
Zu Unterstützung der Aussage im vorherigen Abschnitt und zum besseren Verständnis, hier folgende Regeln aus der Zeit des 5. Jahrhundert v.Chr. Um damals Abgeordneter zu werden galten in Athen u.A. folgende Voraussetzungen (Information durch Mail eines Lesers):
- Er muss Bürger Griechenlands sein.
- Sein ganzer Besitz, sogar auch seine Sandalen die er trug, wurden registriert.
- Haben durch ihn erwirkte Gesetze der Stadt finanziellen Schaden zugefügt, so haftete er dafür mit seinem Besitz.
- Hat sein Besitz dafür nicht ausgereicht, fand ein Ausgleich durch Arbeit in öffentlichen Einrichtungen statt.
Sicher, heute nicht mehr denkbar aber ein wenig mehr moralische Werte in der täglichen Arbeit der Politik zu erkennen, würde uns allen gut tun.
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