Deutschlands Griechen sollten sich schämen
Die völlige Blamage war es nicht. Doch seit dem letzten Wochenende dürften die Griechen in Nordrhein-Westfalen die große Chance für Mitgestaltung, Mitbestimmung und Wahrung griechischer Interessen verpasst haben.
Das ist typisch und irgendwann, wenn es zu spät ist, werden wieder Verschwörungen vermutet. Dann nämlich, wenn die eigenen Interessen in einem multikulturellem Europa keinen mehr interessieren und die Griechen wieder übergangen werden, wenn wichtige Entscheidungen über das Leben in Deutschland anstehen.
Obwohl Deutschland und hier ist insbesondere Nordrhein-Westfalen zu nennen, allen eingebürgerten Menschen und vielen Ausländern die Chance einräumen, sich als ein Teil einer gleichberechtigten Gesellschaft zu zeigen, werden Griechen und andere Ausländer erst wieder wach, wenn wieder etwas zu meckern gibt. Dann aber wird es zu spät sein, denn sie haben am vergangenen Sonntag nicht gewählt.
Dabei leben viele von ihnen in Deutschland länger als sie eigentlich geplant haben, eine ordentliche Anzahl von ihnen sind eingebürgert und haben Deutschland zu ihrer „Wahlheimat“ erklärt. Warum dann dieses Desinteresse?
War der Termin nicht allen bekannt? Vielleicht, denn die griechischen Medien haben sich mit Zurückhaltung gegenseitig überboten. Und bei einem groß angekündigtem Treffen von wichtigen Griechen in München sollten aktuelle Themen und gemeinsame Ziele der Griechen diskutiert werden. Seltsam nur, dass über die Integrationsräte und den anstehenden Wahlen kein Wort verloren wurde. Denn der Zeitpunkt kurz vor den Wahlen wäre ideal gewesen.
Wo waren viele griechische Verbände und viele griechische Vereine? Sie alle haben den Zeitpunkt verpasst, ihre griechischen Landsleute, eingebürgert oder nicht, etwas intensiver über die Wahlen zu informieren. Viele von ihnen sind aber die ersten, die keinen Termin vergessen, Antrag auf Zuschüsse für Integrationsmaßnahmen zu stellen.
Nehmen wir mal einige griechische Hochburgen Deutschlands unter die Lupe, die zufällig auch in Nordrhein-Westfalen sind. Desaster in Köln, Düsseldorf, Hagen, Wuppertal und im Ruhrgebiet. In allen diesen Hochburgen finden sich mit Alexandros Christoudas in Oberhausen und Kiriakos Kourtsidis in Düsseldorf nur 2 Griechen in den gewählten Räten ihrer Städte. Das traurige ist aber, dass nicht viel mehr kandidiert haben. In Hagen haben über 4500 Griechen nicht einmal den Vorsitzenden ihrer griechischen Gemeinden unterstützt.
Dennoch gibt es helle Lichtblicke. In Lüdenscheid und Gütersloh, in Gevelsberg und Leverkusen, wo Jannis Goudoulakis schon seit Jahren den Vorsitz innen hat und mit einem sehr gutem Ergebnis wiedergewählt wurde. Insgesamt haben NRW-weit mehr als 20 Griechen einen Sitz in ihren Räten erhalten und wollen sich für ein ausgewogenes Miteinander der verschiedenen Kulturen einsetzen.
Die Redaktion von ellasnet.de hat im Vorfeld der Wahlen, als einzige der griechischen Medien in Deutschland versucht, für die Integrationswahlen mehr Griechen zu erreichen. Unser Glückwunsch geht an die gewählten.
Auch wenn die Wahlbeteiligung diesmal nicht annähernd an unsere Erwartungen herankam, wir werden uns weiterhin für die Mitgestaltung unserer Städte in Deutschland einsetzen.
Bild Quelle: www.leverkusen.com
Liebe Ellasnet-Redaktion,
es ist in der Tat ein Armutszeugnis, dass man sich für solche äusserst wichtige Themenbereiche nicht interessiert.
Ich habe dank Ellasnet über die Wahlen zum Integrationsrat erfahren und habe per Briefwahhl gewählt. Da es in meiner Stadt keine griechische Vertretung gab, sah ich mich gezwungen, auf Alternativen auszuweichen.
Ein grosses Lob an die Redaktion und ihr Werk!
Beste Grüsse,
M. Gerontopoulou
Hallo,
frankly spoekn — offene Worte, hart aber zutreffend, will mir scheinen!
Seit über 20 jahren segle ich in Gruiechenkand, habe Jahr für jahr Monate dort verbracht und auch zuletzt 16 Monate auf kos gelebt.
Frustriert bin ich wieder gegangen und werde GR nur noch als “Urlauber” erleben.
Ignoranz, Selbstherrlichkeit und vor allem Egoismus und Egozentrismus herrschen vor — wo es was abzukassieren gibt, sind sie alle vornedran, geht es ums “Ganze”, gesellschaftliches Mitwirken, sieht man sie schwatzen, … und auf die anderen deuten.…
Beispiel: ich beklagte gegenüber einem Griechen den überall herumfliegenden Müll, Plastiktüten, Coladosen, hausmüll an jeder Ecke. “Ja genau” stimmt er mir zu “da macht keiner was”, udn warf seine Kippe nebst eigener Coladose…aus dem Autofenster…
Die aktuellen Proteste vieler Griechen gegen Kürzungen sind auch so ein Beispiel — das Land ist de facto pleite.
Und was machen die Griechen?
Ansprüche anmelden… statt sich der Probleme zu stellen, die Verantwortlichen endlich mal zur Rechenschaft zu ziehen, Vetternwirtschaft und Beamtenklüngelei SELBST nicht mehr zu akzeptieren und auch nicht mehr in Anspruch zu nehmen.…(siehe SZ Artikel vor einigen Tagen) — solange das sich nicht ändert, wird es in GR mehr und mehr Probleme geben und es ist wirklich fraglich, wie lange sich die EU derartiges Verhalten leisten kann und will und wird.
Schade…
*kopfschüttel*
Erst mal Gratulation ‚das ihr so ein wichtiges Thema anspricht .
Ein Satz nur.
Das sind Griechen und kein Hellenen.…..
.….…?
Als vorsitzender eines griechischen Vereins sage ich, es ist in der Tat ein Armutszeugnis was wir Griechen an Desinteressen hier in Deutschland zeigen!
Die Ursachen sind mir rätselhaft nicht bekannt ‚vielleicht fehlt uns an Selbstvertrauen .
Machen wir weiter so gibt es demnächst keine vereine, Kirchen und sowieso keine
Schulen mehr!
Wollen wir das? Ich nicht!
“kopfschüttel” hat klar und eindeutig recht. Man könnte noch weiter gehen, wenn es das Thema erlaubte:.…“Griechenlands Griechen sollten sich auch schämen?” Nur wäre es mit schämen nicht getan, die Griechen könnten lernen, wieder Hellenen zu sein, wie sie es als Vorbild für die Europäische Kultur einmal waren. Allerdings brauchten sie dafür auch die nötigen Leitbilder in der Öffentlichkeit. Solche Menschen suchen wir als soziale Areitsgruppe in der Mani in Lakonia seit fast zwanzig Jahren. Aber nur geringfügig erfolgreicher als der alte Sokrates haben wir gleichgesinnte Griechen gefunden. Jetzt lernen wir wieder gemeinsame Verantwortung für unsere “Eropäischen” Probleme zu übernehmen und Lösungen dafür zu finden. Das Magazin der Griechen hilft an der richtigen Stelle. Danke
Möglicherweise sind Griechen integriert! All die Europäer, die ich kenne, brauchen keine Integratioswahl! Die fühlen sich heimisch und meist nur noch an den Namen als ehem. Ausländer zu erkennen!
Das ist doch gut — oder?
Die Westeuropäer haben sich hier eingebracht! Kulturell sowieso — das lieben die Deutschen. Aber auch beruflich!
Warum dann so eine Wahl?
Wenn sie Deutsche werden, können sie hier wählen, wie wir alle auch!
Diese Integration brauchen nur Muslime! Dann sollte man das auch so benennen und nicht Griechen, die voll integriert sind, beschimpfen, weil sie einsehen, daß das solch eine Wahl Unsinn ist!
Liebe Ellas.Net-Redaktion,
in der Tat ist das eine schlechte Ausbeute. Seid ihr euch sicher, dass ihr aber richtig recherchiert habt? ZB in Düsseldorf ist nicht Kiriakos kiourtsidis im Stadtrat, sondern Ioannis Vatalis. Er ist seit acht Jahren dabei und hat einen eigenen Wahlkreis, den er gewonnen hat. Außerdem ist er sogar im Fraktionsvorstand seiner Fraktion. Von 2004 bis 2009 war er Vorsitzender des Ausländerbeirats und seit 2010 stv Vorsitzender des Integrationsausschusses. Wir brauchen mehr solcher Leute wie Vatalis. Sowohl in den Integrationsräten, aber direkt auch in den Stadträten.