Deutsche und Griechen feiern gemeinsam das Vassilopita — Fest
Traditionell richtet die Deutsch-Griechische Gesellschaft, diesmal gemeinsam mit der Europa Union, die Vassilopita ‑Feier im Markusgemeindezentrum der griechisch-orthodoxen Kirche aus. Begonnen wurde mit einer Andacht, gehalten von Pfarrer Miltiades Stavropoulos. Dabei erinnerte er an die verstorbenen Freunde der Griechen in Gütersloh.
In seiner Dankesrede freute sich der Vorsitzende der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Jürgen Jentsch wieder über die Anwesenheit der Bürgermeisterin Maria Unger. Er betonte die guten Beziehungen zur griechisch-orthodoxen Kirche und den Griechen vor Ort, aber auch zum Partnerschaftsverein in Giannitza (Nordgriechenland)
Jentsch wies dann noch einmal auf die Bedeutung dieser Feier hin. Ein Ereignis, das auf den Bischof Vassilios zurückgeführt wird. Dieser soll einst die Stadt Caesarea aus den Fängen eines grausamen Herrschers gerettet haben. Da man das gestohlene Diebesgut nicht wieder den Besitzern zuordnen konnte, wurde es in einem großen Brotlaib gebacken und in Stücken den Besitzern zurückgegeben. Nach dem heutigen Brauch ist es eine Münze, die dem Finder Glück und Gesundheit geben soll. Jentsch betonte, dass, obwohl eine Legende, sie sich auch in unserem modernen Zeitalter zu wiederholen scheint. Denn, wie ein Land zu Grunde gerichtet werden kann, haben wir in den letzten Monaten hautnah miterleben können.
Jahrelang haben alle Länder zugeschaut wie durch Korruption und Unfähigkeit griechische Politiker Griechenland herabgewirtschaftet haben. Da war es nur normal, dass sich auch die kleinen Leute sagten, was die da oben können, das können wir auch. Sie erkannten nur nicht, dass sie sich damit selbst zu Opfern machten.
Europa hat seine Unschuld verloren. Heute käme dieses Europa nicht mehr zustande. Denn alle Länder haben über ihre Verhältnisse gelebt, haben den Ausbeutern, darunter Banken oder Hedgefonds, freie Hand gelassen. Deswegen kann auch keiner mehr das Gejammer der Politiker über Finanznöte hören. Denn inzwischen hat auch der Letzte begriffen, dass daran etwas nicht stimmen kann. Woher kommen eigentlich die hunderte von Milliarden, die den modernen Freibeutern in den Rachen geworfen werden? Der Himmel hat sich hier wohl nicht aufgetan und die Regierenden sicher nicht ihr eigenes Geld investiert. Das heißt, zahlen müssen wir alle. Daran ist eben nicht der Euro, sondern die Unfähigkeit der dafür politisch Verantwortlichen schuld.
Ja, es ist auch richtig, dass die Verwaltungsstrukturen in Griechenland verändert werden müssen. Nicht Bürgermeister oder Landräte, sondern die Räte treffen die Entscheidungen. Dazu muss die Verwaltung strengen Kontrollkriterien unterliegen, damit Korruption ihre Spielräume verliert. Und natürlich müssen alle Steuern zahlen. Ohne Ausnahme. Und das alles muss dann auch kontrolliert und im Fehlverhalten geahndet werden.
Das alles kostet im Aufbau Zeit. Und diese Zeit muss man Griechenland geben. Denn die jahrelange Schlafmützigkeit der anderen europäischen Länder kann nicht allein zu Lasten der Menschen in Griechenland gehen.
Griechenland, die erste Demokratie der Welt, darf jetzt nicht an der politischen Unfähigkeit Europas scheitern. Im Gegenteil, dieses Europa braucht Griechenland, um seine eigene Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen.
Lassen Sie uns dafür alle gemeinsam eintreten. In diesem Sinne wünsche ich uns einen schönen Abend. Ihnen allen noch viel Glück für das vor uns liegende Jahr.
Bürgermeisterin Maria Unger machte dann deutlich, wie sehr sie das gute Verhältnis der Stadt zu den hier lebenden Griechen schätze und immer viel von den Gesprächen für ihre Arbeit mitnehme: „Die Griechen sind ein fester Bestandteil der Stadt und zeigen wie gut das Zusammenleben zwischen den Nationen funktioniert. Die Deutsch-Griechische Gesellschaft erfülle dabei als Bindeglied zwischen den Menschen beider Völker eine herausragende Rolle.
Anschließend wurde im Gemeindesaal das westfälisch griechische Abendessen eingenommen, zu dem die griechischen Weine vorzüglich mundeten.
Bildunterschrift
Beim Anschneiden des Vassilis — Kuchen
Von links: Vorsitzender Jürgen Jentsch, Bürgermeisterin Maria Unger, Pfarrer Miltiades Stavropoulos,
Quelle:Deutsch-Griechische Gesellschaft, Gütersloh e.V.